Wieland Wotte
Juni 2007 | Industriedesign | Diplom
Betreuer: Prof. Bernd Hanisch, Prof. Dr. Eberhard Scharnowski
Auf größeren unbewachten Flächen in urbanen Gebieten scheint sich wie von selbst Müll anzusammeln. Solche Gelände sind mit größerer Technik oft schlecht zu befahren. Hier wäre eine automatische Beräumung dennoch oft wünschenswert. Das gleiche gilt für Katastrophenregionen, in denen unwegsame Flächen bearbeitet werden sollen, ohne Menschen dort lauernden Gefahren auszusetzen. Die Ameise ist das ideale Vorbild für Technik, die solche Aufgaben bewältigt. Das Zusammenwirken vieler Einzelwesen mit schlichten Verhaltensmustern, das den Gesamtorganismus zu komplexesten Spitzenleistungen befähigt, eröffnete auch völlig neue Perspektiven für die Entwicklung künstlicher Intelligenz.
Dem entsprechend, werden Roboter in Mechanik und Programmierung häufig nach dem Vorbild von Insekten entwickelt. Betrachtet man vorhandene Roboter, sind solche Vorbilder oft deutlich erkennbar. Genauso deutlich wird aber auch, daß es sich um reine Ingenieurleistungen handelt, die vollkommen unter der "Knechtschaft" der technischen Anforderungen entstanden sind.
Eine starke Bemühung um das Design von Robotern ist in Japan zu verzeichnen. Die diesem Kulturkreis entsprechende starke Personifizierung und besonders die Tendenz zur Verniedlichung von Maschinen wird hier bewusst nicht aufgegriffen. Beim Thema Roboter geht es immer darum, in wie weit sich mit technischen Mitteln ein eigenständiges Wesen schöpfen läßt. Dennoch soll der Knecht ein Knecht bleiben, ohne daß wir Gewissensbisse bekommen müssen. Für uns kann ein Roboter nicht weit genug entwickelt, uns nicht ebenbürtig genug sein, solange er dieses Ziel nicht erreicht.
Ein Insekt als Vorbild für eine Maschine bietet die Möglichkeit zugleich wohlgeformt zu sein und Distanz zu gebieten. Der Entwurf basiert auf einem Schwarm Roboter mit stark technischem Charakter. Trotz des technischen Eindrucks ist das Insekt als Vorbild deutlich erkennbar. Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren autonome Technik zunehmend zum Alltagsbild gehören wird. Aus der Sicht eines Beobachters, der das selbständige Agieren von Maschinen in der Öffentlichkeit gewöhnt ist, ergibt sich eine Gestaltung, die den Betrachter interessieren, aber auch auf Distanz halten wird. Der Abfall wird durch scharfe und kräftige Werkzeuge zerkleinert bzw. gepresst, die für Passanten gefährlich werden könnten.
Roboter in Schwärmen bieten auch ökonomisch neue Chancen. Damit eine Aufgabe gelöst werden kann, ist eine Mindestanzahl an "Einzelwesen" nötig. Die einzelnen Roboter sind, wenn nicht völlig gleich, so doch zumindest ähnlich, so dass sich Bauformen und Mechanik wiederholen und viele Teile mehrfach Verwendung finden. Es ist also von vorn herein eine Tendenz zur Serienproduktion gegeben. Bei der Betrachtung des Entwurfes sollte deutlich werden, dass das System durch relativ geringe Veränderungen auch für andere Einsatzgebiete umgerüstet werden kann - ein wichtiger Fakt, um die Massenproduktion des Basissystems zu unterstützen.
Wieland Wotte, Juli 2007