Tagebuch Nogaro

Montag, 7.05.2007

 

 

9.25 Uhr ging´s los: Abfahrt vom Neuwerk 7 nach Nogaro in Südfrankreich. Unterwegsgab es noch einen kleinen Zwischenstop in Chemnitz, um das dortige Team „Fortis Saxonia"abzuholen. Anschließend ging es weiter mit der Reise. Alle 3 Stunden gab´s für den Busfahrer ein Päuschen, was sicher dem ein oder anderen Raucher im Bus auch zu Gute kam. Aber ansonsten hieß es Sitzen, Schlafen, Essen...

 

 

Dienstag, 8.05.2007

 

Nach reichlichen 24 Stunden Fahrt sind wir endlich am Reiseziel angekommen. DasWetter sah für den Anfang nicht sehr vielversprechend aus: grau und mau. Im Bus wurden wir direkt auf unsere Campingwiese in unmittelbarer Streckennähe mit nettem Ausblick auf einen kleinen Weiher chauffiert. Leider war eben diese Wiese noch etwas klamm vom feuchten Vortag, sodass der Bus sich ohne Fremdhilfe nicht aus einer kleinen Misslage befreien konnte - er hatte sich fest gefahren. Stück für Stück entstand anschließend unsere kleine Zeltstadt mit Küchenpavillon, Gruppenpavillon sowie einer Feuerstelle bestehend aus einer Shell-Tonne. Nachdem sich alle ein wenig von den Strapazen der Tour erholt hatten, kamen gegen 20 Uhr auch schon unsere zwei Kollegen mit dem Sprinter und der heiß ersehnten Ladung - dem zero7. Da auch die Koch-Utensilien an Bord waren konnten wir gegen halb 10 unsere erste warme Mahlzeit zu uns nehmen. Ganz klassisch Nudeln mit Tomatensoße... mmh.

 

 

Mittwoch, 9.05.2007

 

Erste Nacht in Südfrankreich. War ganz schön kalt hier. Aber der Blick aus dem Zelt verspricht schon besseres: blauer Himmel, Sonnenschein. Dann mal los. Nach dem Frühstück wurde erstmal eine provisorische Werkstatt unterm Party-Zelt errichtet, sodass unser Gefährt endmontiert und letzte Arbeiten am Antrieb vorgenommen werden konnten. Erste staunende Blicke von noch nicht Eingeweihten waren zu beobachten. Einige, die nichts mit der Montage am Fahrzeug zu tun hatten, erkundeten derweil die Rennstrecke und das nahe liegende Kleinstädtchen Nogaro. Am Abend konnten wir dann endlich mit unserer Werkstatt in die eigentliche Box umziehen. Mittlerweile ist auch Motor-Spezi Scharno samt Kompane Wolf eingetroffen. Sie unterstützen fortan tatkräftig die Merseburger Motoren-Crew. Seit heute kocht Tim uns fleißig mittags und abends ein tolles Essen - hungrige Mäuler wollen eben gestopft werden. Dass den ganzen Tag über die Sonne ziemlich heiß war, bemerkten einige von uns leider erst am Ende des Tages. Ein frisch gekochter Hummer umschreibt die Färbung an einigen Körperstellen wohl am Besten.

 

 

Donnerstag, 10.05.2007

 

Zweite Nacht in Südfrankreich. Wärmer hätt ich´s mir schon vorgestellt. Der obligatorische Blick aus dem Zelt sagt uns aber wieder einen extrem heißen Tag voraus. Heute eröffnet erstmals die Strecke, die Fahrer können angemeldet werden und die erste große Hürde steht uns auch noch bevor: die technische Abnahme. Die Strecke darf man heute allerdings nur mit dem Fahrrad befahren, sozusagen als Erkundungsfahrt. Besonders wichtig ist das für die zwei Fahrer, damit sie sich schon ein wenig mit den Gegebenheiten dieses Kurses vertraut machen können. Parallel werkeln die Motoren-Tüftler weiter am Aggregat. Leider hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen und so müssen wir ohne funktionierenden Antrieb zur technischen Überprüfung. Lange Schlange, langes Warten, langes Bangen. Aber am Ende schafft unser Vehikel unter verdutzten Blicken der Techniker die Prüfung mit Bravour. Wieder in der Box eingekehrt heißt es für einige Nachtschicht - Details am Chassis müssen noch fertig gestellt werden; unsere angehenden Ingenieure bereiten sich mental schon mal auf den morgigen Tag vor.

 

 

Freitag, 11.05.2007

 

Heute Morgen heißt es für die Nachtschichtler erst einmal schlafen gehen, während sich die Techniker-Truppe vom Frühstück frisch gestärkt wieder dem Antrieb widmet. Außerdem soll es heut ab auf die Strecke gehen. So war zumindest der Plan, denn ab Mittag ist der Circuit Paul Armagnac für Testfahrten mit dem Spritspar-Fahrzeug geöffnet. Auch wir haben es nach langem Anstehen bis an die Ausfahrt zum Kurs geschafft, doch nach wenigen Metern heißt es bereits wieder ab in die Box. Im Verlauf des Tages stellt sich heraus, dass die Übersetzung zu groß ist und der Motor das Ethanol-Luft-Gemisch nicht optimal komprimiert bzw. verbrennt. In der folgenden Nacht wird also erneut gewerkelt. Für die anderen Team-Mitglieder war es wieder ein interessanter und vor allem heißer Tag. Die Sonnenbrände vom Vortag bekamen auch noch ein bisschen Licht ab, sodass alle schon ganz lustig aussehen... Rings um unser Zelt-Dorf haben sich bereits einige andere deutsche Teams eingerichtet und auch die benachbarten Wiesenflächen sind von unzähligen Jugendlichen samt Zelten bevölkert. Ein Melting Pot - bei der Hitze im wahrsten Sinne des Wortes.

 

 

Samstag 12.05.2007

 

Nachdem es gestern noch Schwierigkeiten gab, erhofften wir uns am heutigen Tag einen besseren Start. Denn nun wird´s ernst; die Wertungsläufe zum Shell Eco-marathon 2007 beginnen. Für diesen Samstag sind es genau 3 Versuche á 7 Runden um sich zu qualifizieren. Dies ist auch Voraussetzung um an der Vergabe der Sonderawards teilzunehmen. In der kompletten Boxengasse hört man laute Motorengeräusche, man sieht viele Menschen - wie ein bunter Ameisenhaufen. Auch bei uns schraubt man noch fleißig und zwischendurch kommen die Award-Juroren vorbei, um sich ein eigenes Bild und Notizen vom/zum Fahrzeug zu machen. Sie schienen sehr begeistert zu sein.

 

Wir wagten den ersten Versuch. Leider schaffte das Fahrzeug nur 500 m. Der Anreißmechanismus hat versagt, das Auto rollte aus. Nach der Reparatur ein erneuter Turn - zero7 fährt! Großer Jubel, aber nach einer Runde die Ernüchterung: dadurch, dass der Motor im Fahrzeug mittels der Anreißleine nicht gestartet werden kann, musste auf Dauerbetrieb umgestellt werden. Das bedeutete aber, dass das Aggregat zu heiß wurde und so den Dienst verweigerte. Wieder ab in zur Box und über Nacht einen Lüfter zur Kühlung eingebaut sowie weitere Details zur Demontage der Motorabdeckung verbessert.

Nebenbei fanden am Abend in der Boxengasse die ersten Feiern statt, mit Spielen, lauter Musik und bunten Lichtern.

 

 

Sonntag 13.05.2007

 

Letzter Tag. Heuer geht´s um die Wurst. Nur noch zwei ausstehende Turns verbleiben uns. Der Druck wächst. Nicht nur aufgrund unserer eigenen Erwartungen, sondern auch durch die der Juroren. Mit zahlreichen Besuchen bei unserer Crew geben sie uns zu verstehen, dass wir bei den Awards ganz oben auf ihrer Favoritenliste stehen. Sei es durch Aussagen wie „Wir drücken ihnen alle die Daumen...“ oder „Sie müssen mindestens einen Wertungslauf schaffen, sonst können wir ihnen leider den Preis nicht überreichen.“ usw. Die zum Greifen nahen Awards sind aus den Bereichen Eco-Design, Design und Technical Innovation. Am Start angelangt tuckert unser Vehikel langsam los und fährt - allerdings wieder nur eine Runde. Schnell wird hektisch geschraubt und dann geht´s zum allerletzten Versuch: am Anfang sieht es gut aus, jedoch ist nach 300 Metern erneut Schluss. Aus, Ende, vorbei für den Shell Eco-marathon 2007. Stille im Team, die Enttäuschung steht jedem ins Gesicht geschrieben. Viele Preise, viele Gewinner, viele Kilometer - aber nichts für uns. Der 13te war wohl doch nicht unser Tag.

Zur Awardverleihung sind wir trotzdem noch anwesend und jubeln den anderen Teams zu. Immerhin wurden wir beim Eco-Design Award erwähnt. Nach dem ganzen Trubel ging es für die einen zurück ins Camp, für die anderen in die Box zum Aufräumen. Nach der letzten warmen Mahlzeit bauen wir auch die Zeltstadt ab und fahren auf Drängen der Busfahrer verspätet gegen 21.30 Uhr ab. Im Bus ist es still. Zumindest beim Ecoemotion-Team. Sei es durch die Niederlage oder weil alle schlafen, damit man die Henkersfahrt ohne sich zu übergeben übersteht.

 

 

Montag, 14.05.2007

 

Um 21.00 Uhr kommen wir am Neuwerk 7 heil an. Die Chemnitzer wurden auch wieder abgesetzt und für uns restlichen heißt es nur noch ab nach Hause. Unterwegs ereilte uns jedoch noch eine Hyopsbotschaft: der Transporter mit zero7 an Bord wurde noch in Frankreich aufgebrochen. Entwendet wurden Notebooks, Handys, Portemonnays und viele private Dinge. Herzlichen Dank noch mal.